Bewegende Stunden zur Festveranstaltung 35 Jahre Grenzöffnung in Gerstungen/Untersuhl – Wildeck-Obersuhl
„Die Mauer ist nicht einfach nur gefallen!“
Mittlerweile sind dreieinhalb Jahrzehnte seit der Friedlichen Revolution 1989 vergangen, und einige Zeitzeugen sind bereits nicht mehr unter uns. Dennoch können sich viele noch gut an die bewegenden Momente und Erlebnisse erinnern, als der Metallgitterzaun geöffnet, der Weg nach Obersuhl freigemacht wurde und sich die Menschen weinend in die Arme fielen. Die Grenzgemeinden nahmen diesen Anlass erneut wahr, um gemeinsam an dieses historische Ereignis zu erinnern.
„Eingeläutet“ wurde der Abend um 17:15 Uhr von Gerstungens Pfarrer Arne Tittelbach-Helmrich mit seinem Friedensgebet in der voll besetzten Untersuhler Rundkirche. Der Pfarrer stimmte in Begleitung seiner Gitarre das Lied „Herr gib uns deinen Frieden“ an, welches in Anbetracht der aktuellen Situation in der Welt besonders passend erschien.
Mit dem Läuten der Untersuhler Kirchenglocken machten sich die Festteilnehmer, unter anderem von Untersuhl herkommend, auf den Weg Richtung Festplatz Thüringer Zipfel. Auch aus den anderen drei Richtungen – Berka/Werra, Wildeck-Obersuhl und Wildeck-Richelsdorf – strömten die Menschen, teilweise mit leuchtenden Fackeln und musikalischer Begleitung, sternförmig zum Festgelände.
Nachdem alle Blaskapellen einige Musikstücke und schließlich die Nationalhymne gemeinsam gespielt hatten, folgten die Festansprachen der politischen Vertreter auf der großen Bühne. Den Abend eröffnete offiziell Gerstungens Bürgermeister Daniel Steffan. Auch Landrat Dr. Michael Brodführer begrüßte die Festteilnehmer: „Heute stehen wir an der Nahtstelle zwischen Ost und West. Und mit dem 9. November 1989 begann für die Menschen die ‚neue‘ große Freiheit. Auch zukünftig sollten wir alles für ein friedliches Miteinander tun.“ Er wünschte allen Menschen für die Zukunft alles Gute.
Bundestagsabgeordneter Christian Hirte erinnerte sich ebenfalls an den 9. November 1989 und an ein Wort, das in aller Munde war: „Wahnsinn“. Er sprach über die Fernsehsendung mit Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, der auf Nachfrage eines Journalisten sagte: „unverzüglich“ sowie an den Sturm der Ostberliner auf die Mauer und die vielen Bilder, als sich Ost- und Westberliner weinend in den Armen lagen. Er schloss sich den Worten des Landrates an und betonte, dass „die Mauer nicht einfach nur gefallen“ ist, sondern sie wurde „umgerissen“, denn mutige Menschen gingen zuvor auf die Straße.
Auch die Bürgermeister der umliegenden Kommunen Werra-Suhl-Tal – Maik Klotzbach, Wildeck-Obersuhl - Alexander Wirth und Heringen -Daniel Illiev richteten noch ganz individuelle und persönliche Worte an das Publikum.
Im Anschluss an die Festansprachen kamen die Menschen bei Hits aus Ost und West näher zusammen, führten angenehme Gespräche und ließen den Abend in geselliger Atmosphäre ausklingen.