Ein Meisterwerk der Zimmermannskunst
Sanierung des historischen "Witzlebener Hofs" (Oberförsterei) in der Gerstunger Mühlgasse schreitet voran
In der unteren Gerstunger Mühlgasse herrscht seit vielen Monaten - genauer gesagt, seit knapp zweieinhalb Jahren - eine rege Bautätigkeit. Eines der markantesten historischen Gebäude der Region und das wohl ortsbildprägendste von Gerstungen erhält dank finanzieller Mittel der Städtebauförderung eine umfassende Sanierung. Historischen Aufzeichnungen zufolge soll das Haus in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet worden sein.
Dem umfangreichen Bauprojekt gingen Entscheidungen des damaligen Gerstunger Gemeinderats (noch vor der Fusion mit Marksuhl und Wolfsburg-Unkeroda) voraus, die im Rahmen des "Integralen Stadtentwicklungskonzepts" (ISEK) getroffen wurden und die Restaurierung des Gebäudes beinhalteten.
Dendrologische Gutachten des Thüringer Landesamts für Denkmalpflege datieren einige der Holzbalken auf ein Alter von etwa 450 Jahren, basierend auf gefällten Eichen aus dem Jahr 1574.
Im Verlauf der Bauarbeiten gab es immer wieder Verzögerungen aus verschiedenen Gründen.
Eine Sanierung von Gebäuden dieser Altersklasse erfordert Mut und Ausdauer, da häufig erst während des Prozesses unvorhergesehene Probleme auftreten. So konnte man hier das Ausmaß der Holzschädigungen erst nach Bauteilfreilegungen erkennen. Obwohl individuelle Lösungen für jeden Fall gefunden wurden, führten sie gelegentlich zu einem höheren Arbeitsaufwand und auch zu zeitlichen Verzögerungen. Zusätzlich hielten auch Lieferengpässe oder auch die Corona-Krise den Baufortschritt auf.
Die umfangreichen Zimmerer- und Rohbauarbeiten sind nun abgeschlossen. Aktuell arbeiten Trockenbauer, Tischler und Putzer im und am einstigen "Witzlebener Hof". In Kürze werden die Haustechniker mit ihren Arbeiten beginnen.
Für die Sanierung des Gebäudes wurden ursprünglich insgesamt ca. 3,2 Mio. Euro veranschlagt. Nach aktuellem Stand belaufen sich die Kosten für den ersten Bauabschnitt auf ca. 1,5 Mio. Euro und für den zweiten Bauabschnitt ca. 2,4 Mio. Euro.
Das Projekt wird mit einer Quote von durchschnittlich 74,6 % gefördert.
Die Fördersumme in Höhe von ca. 3 Mio. Euro ist zum Teil bewilligt, für die entstandenen Mehrkosten (wegen dem allgemeinen Anstieg der Baupreise) beantragt und in Aussicht gestellt. Verauslagt wurden seit Maßnahmenbeginn Kosten in Höhe von 1,8 Mio. Euro aus dem gemeindlichen Haushalt. Weitere 1,6 Mio. Euro sind in weiteren Bauaufträgen gebunden.
Die Gemeindeverwaltung rechnet mit der Fertigstellung des Gebäudes im dritten Quartal 2025. Dann soll hier die Gemeindebibliothek Gerstungen im Erd- und im ersten Obergeschoss beheimatet sein. Für die konkrete Nutzung weiterer Räumlichkeiten im Haus steht die Gemeindeverwaltung noch in Verhandlungen. (kh)