„Ring frei“ für 15 Störchlein in insgesamt 5 Nestern im Gemeindegebiet
Die jährliche Beringung der Jungstörche in der Gemeinde Gerstungen ist längst zur Tradition geworden. Aber warum?
Weißstörche unterliegen dem Artenschutz und obwohl wir die Tiere wieder häufiger beobachten können, ist ihr Lebensraum in den Flussauen und im feuchten Grünland eng geworden. Dazu kommen Verluste auf ihren langen Zugrouten, Unfälle an Stromleitungen oder im Straßenverkehr.
Durch Ablesen sowie das Auffinden beringter Vögel können umfangreiche Informationen zu Ortstreue, Partnertreue, Lebensdauer, Zugrouten und Todesursachen gesammelt werden. Mit Hilfe der Storchenbetreuer wie Klaus Schmidt können Gefahren für die Weißstörche ausgemacht und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.
Die Beringung in waghalsiger Höhe muss vor dem Flüggewerden erfolgen. So nutzt man den natürlichen Todstellreflex der Tiere aus, um sie mit einem Erkennungsring zu versehen. Die Alttiere fliegen dabei zwar vom Horst auf, kehren aber nach Beendigung der Aktion zurück und kümmern sich weiter um den Nachwuchs.
In diesem Jahr fand der Weißstorch-Landesbetreuer in allen fünf Nestern der Gemeinde jeweils drei Storchenkinder vor. Nur eines davon war für einen Ring zu klein.
Die diesjährige Statistik:
Gerstungen, Schloss 3 Jungstörche
Gerstungen, Firma Phieler 3 Jungstörche
Untersuhl, Am Thüringer Zipfel 3 Jungstörche
Oberellen, Firma Schrön 3 Jungstörche
Lauchröden, ehem. Bäckerei 3 Jungstörche
Besonders auffällig ist, dass immer mehr Müll in den Nestern vorgefunden wird. Die Tiere verwenden die Plastikteile gerne als Baumaterial. So verendete im letzten Jahr ein Jungstorch durch Strangulation mit einem Kunststoffseil, mit dem Strohballen gebunden werden.
Wir freuen uns darüber, dass in diesem Jahr besonders viele Zuschauer, darunter vor allem Kindergarten- und Schulkinder, das Geschehen am Gerstunger Schlossgiebel mit großer Spannung verfolgten. Kein Wunder, denn „Ciconia Ciconia“ ist nun mal Gerstungens Wappenvogel, Zierfigur auf dem Brunnen am Markt, Namensgeber des Kindergartens und seit Jahrhunderten in unseren Flussauen beheimatet.
Wie Ringablesungen der letzten Zeit zu entnehmen war, bewohnen Jungvögel aus den Jahren zuvor heute Nester u. a. im thüringischen Niederdorla, im bayrischen Haßfurt/Unterfranken oder auch im über 800 Kilometer entfernten Donzère/Frankreich.
Neben dem großen persönlichen Engagement von Herrn Schmidt, danken wir vor allem der Firma Lindig Fördertechnik GmbH aus Eisenach, die uns in gewohnter Weise mit dem Zurverfügungstellen des großen Hubsteigers unterstützt.
Zur Webcam:
Die Gemeinde ist derweil bemüht, demnächst eine bessere Lösung zur Beobachtung der Störche anzubieten. Dazu werden gerade Alternativen zur gegenwärtigen Lösung gesucht, sodass es voraussichtlich im nächsten Jahr einen deutlicheren „Einblick“ gibt.
Fotos: Stützel, Hartung, Stück