Vom Biber…

…und wie Mensch und Natur in Einklang zu bringen ist

Zur Freude vieler Naturfreunde gibt es häufiger Bibersichtungen oder auch Spuren seines Aufenthaltes zu entdecken.

Im Gewässerbereich der zwischen Oberellen und Unterellen verlaufenden Elte haben die Tiere zwei stattliche Dämme gebaut, Sträucher abgenagt und größere Wasserflächen angelegt. Teilweise hatten die Biber durch das Anstauen der Elte Wassertiefen von über 2 Metern erreicht.

Die Freude war natürlich riesig, da vor ca. einem Jahr hier die Biberdämme im selben Naturraum mutwillig zerstört wurden.

In Zusammenarbeit mit der Eltetal Agrar GmbH, dem Gewässerunterhaltungsverband Hörsel Nesse, der Unteren Naturschutzbehörde und der Gemeinde Gerstungen sollten schnellstmöglich Lösungen gefunden werden, die allen Beteiligten gerecht werden können.

Zum Ende des letzten Jahres hatte das sonst schmale und beschauliche Flüsschen Elte, in einigen Bereichen eine Uferbreite von über 5 Metern erreicht. Bei einem weiteren Anstieg drohte die Elte an Uferbereichen überzulaufen und die Flächen der Eltetal Agrar zu überschwemmen. Für die bestellten Äcker zwischen Sandweg und Elte wäre möglicherweise ein nicht unbeträchtlicher Schaden entstanden.

Nach Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Wartburgkreises wurde ein „Biberberater“ hinzugezogen, der die geplanten Arbeiten unterstützen sollte. Leider fiel unser lokaler Berater aus Obersuhl, Herr Bernd Sauer, krankheitsbedingt aus. Dafür sprang kurzerhand Thorsten Königsfeld aus Neustadt/Orla in Ostthüringen ein.

So hatte man entschieden, die Dämme zu drainieren. Dabei werden Verrohrungen auf einem gewissen Höhenniveau durch den vorhandenen Biberdamm geführt. Diese Rohre leiten dann das Wasser aus dem angestauten Bereich direkt durch das Dammbauwerk. Wichtig ist, dass diese Rohre nicht zu tief eingebaut werden, da der Biber eine Mindesttautiefe von 1 Meter benötigen. Außerdem würde die Gefahr bestehen, dass Höhleneingänge unterhalb des Wasserspiegels in angelegte Biberburgen durch den dann niedrigeren Wasserstand freigelegt werden könnten.

Die geplanten Maßnahmen starteten am 14.12.20 mit dem Bauhof des Gewässerunterhaltungsverbandes Hörsel – Nesse unter Leitung von Marko Bätzel und Gewässeringenieur Bert Schwachheim. Ziel war, zwei Dammbauwerke zu erhalten, jedoch den Wasserstand durch Einbau von langen Rohren zu begrenzen. Unter Beachtung von möglichen Starkregenereignissen und nach Ermittlung der durchschnittlichen Durchflussmenge der Elte von etwa 630 Litern Wasser pro Sekunde wurde entschieden, mindestens 3 KG-Rohre mit 40 cm Durchmesser je Damm einzubauen. Somit ist alleine durch das Dammbauwerk eine Durchflusskapazität von ca.1500 Liter pro Sekunde gegeben. Ein zukünftiges Überschwemmen der anliegenden Äcker wird dadurch eher unwahrscheinlich. Um zukünftig ein Verstopfen der Rohre durch den cleveren Biber zu verhindern, wurde am Ende der Rohre ein Käfig installiert.

Die Gemeinde Gerstungen beteiligte sich mit zwei Kollegen des Bauhofs an der Maßnahme. Die beiden Mitarbeiter Tobias Niklasch und Sebastian Krech waren zu Wasser im Einsatz haben die Maßnahmen im Bachbett vom Boot aus unterstützt.

Gemeinsam konnten am 15.12.20 beide Dämme zur Zufriedenheit aller hergerichtet werden. Generell soll diese Aktion auch zeigen, dass bei zügigem Reagieren aller Beteiligten und Verständnis für Mensch und Natur immer eine Lösung zu finden ist.

Anzumerken sei auch noch, dass in der Gemeinde Gerstungen ein weiterer Biberdamm im Rhedengraben immer stärker anwuchs. Durch den NABU in Wildeck-Obersuhl konnten mehrfach Bilder eines Biberpärchens gemacht werden. Die Gemeinde Gerstungen, auf dessen Gemarkung sich der Damm befindet, freute sich über die neuen Bewohner, allerdings drohten Teile der Ortslage Obersuhl zu überschwemmen. Auch hier wurde durch Einbau einer Biberdrainage in das Dammbauwerk durch den Bauhof Gerstungen und Biberberater Bernd Sauer ganze Arbeit geleistet.

 

T. Hennicke
Bauamtsleiter