Wie steht es um den Kommunalwald?
Thüringer Forstamt Marksuhl erstellt Planungsgrundsätze für die Forsteinrichtung des Gemeindewaldes Gerstungen
Zu einer Exkursion in verschiedene Waldabschnitte der Gemeinde Gerstungen hatte Forstamtsleiter Ansgar Pape am Donnerstag, dem 20. April 2023 eingeladen, um an praktischen Beispielen die unterschiedlichen Planungsgrundsätze der gemeindlichen Forsteinrichtung zu erläutern, die nun auf die Dauer von zehn Jahren fortgeschrieben werden.
Eine sog. „Forsteinrichtung“ beschreibt den Waldzustand, analysiert die Waldentwicklung und plant mittelfristig notwendige Maßnahmen gemäß Thüringer Waldgesetz und ist somit Grundlage der Waldbewirtschaftung für die nächsten zehn Jahre. Dieses Werk wird nun durch den Forst mit dem Stichtag 1.1.2024 neu aufgestellt. Die Forsteinrichtung besteht aus den drei Säulen: Inventur, Planung sowie Kontrolle der Waldentwicklung.
Während einer kurzen Zusammenkunft in der „Wildküche“ des Marksuhler Schlosses informierten die Mitarbeiter*innen des Thüringen Forstes über den aktuellen Zustand des Kommunalwaldes.
Auch dieser hatte in den vergangenen Jahren stark unter den veränderten klimatischen Bedingungen und folgend unter extremen Käferbefall gelitten.
Um die geplante Forsteinrichtung nun an praktischen Beispielen zu erläutern, ging es im Anschluss zur Exkursion in verschiedene gemeindliche Waldstücke.
𝐌𝐢𝐬𝐜𝐡𝐰ä𝐥𝐝𝐞𝐫 𝐬𝐭𝐚𝐭𝐭 𝐅𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧𝐦𝐨𝐧𝐨𝐤𝐮𝐥𝐭𝐮𝐫𝐞𝐧
Exkursionspunkt 1 - Jungwald:
Auf diesem kommunalen 17 Hektar großen Waldstück im Revier Marksuhl wird „Jungwaldpflege“ betrieben. Stürme und Käferbefall haben den überwiegenden Fichten-Bestand weitestgehend ausgelichtet. Junge Fichten sind aber großflächig vorhanden. Nebenbaumarten sollten aber dennoch erhalten und „ausgekesselt“ werden.
Forstamtsleiter Pape: „Hier geht einem noch das Herz auf im Vergleich zu anderen Beständen, bei denen alles kahl ist. Die intensive Pflege dieses jungen Waldes ist nun eine Investition in die Zukunft.“
Exkursionspunkt 2 - ‚“Schwaches Baumholz“ im Douglasienbestand
Auf einem etwa 1,5 Hektar großen Waldabschnitt wachsen vorwiegend Douglasien heran. Die Douglasie gilt u. a. als eine Baumart der Zukunft, wird bis etwa auf zehn Metern Höhe geästet, um später wertvolles Holz zu erzielen. Hinzu kommt, dass diese Art einen sehr guten jährlichen Zuwachs bietet. In diesem Douglasien-Wald mit Bäumen im Alter von 41 Jahren soll nun in Abständen nach der sog. „Z-Baum-Methode“ (Zukunftsbaum) - grün gekennzeichnet - durchforstet werden. Dieses Konzept setzt den Fokus auf besonders vitale Bäume, die ein besonders hohes Potenzial für die Zukunft aufweisen.
Revierleiter Uwe Simon ist froh darüber, dass der damalige Forstmeister Fries bereits um 1900 Douglasien-Saatgut mit nach Marksuhl brachte. Forstamtsleiter Pape hob außerdem hervor, dass entgegen allen Kritikern in Bezug auf die Kultivierung der Douglasie der Baum bereits vor der letzten Eiszeit in unseren Breiten heimisch gewesen sein muss. Das habe man anhand von Pollenanalysen belegen können.
Exkursionspunkt 3 - Einschichtiger Spitzahorn
In einem etwas über sieben Hektar großen Waldstück bei Marksuhl sieht es auf den ersten Blick traurig aus. Fast alle Fichten sind dem Käfer zum Opfer gefallen. Nur noch wenige Kiefern sind verblieben. Doch auf den zweiten Blick wachsen im Schutze der „Stöcke“ junge Spitzahorn-Bäumchen heran. Auch der Spitzahorn gilt als eine Baumart der Zukunft.
Mit der sog. „Stockachselpflanzung“, die ihre Ursprünge im Gebirge hat, soll das Anwachsen der jungen Bäume erleichtert werden. Dazu kommen noch viele weitere Vorteile bei der Wiederaufforstung von Schadflächen: z. B. Nährstoffversorgung, Schutz vor Wind und Wetter oder auch vor dem Wild.
Zunächst ist es für viele ein ungewohntes Bild, auch im Hinblick, dass das Geäst heute auf dem Waldboden verbleibt, wo es zum einen zu schnelle Verdunstung verhindert und zum anderen neuen Humus bilden wird.
Exkursionspunkt 4 - Einschichtiger Kiefernbestand
Wegen anderer Schwerpunkte für den Thüringen Forst in den letzten Jahren gibt es mancherorts wie in diesem Kiefernwald einen enormen sichtbaren Pflegerückstand. Gewöhnlich sollen alle sechs bis sieben Jahre „Bedrängerbäume“ entnommen und „Zukunftsbäume“ gefördert werden. Das will man in den nächsten Jahren aufholen.
Viel Arbeit für die Leute vom Forst!
K. Hartung