Worte der Bürgermeisterin zur gegenwärtigen Situation

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

das neue Jahr ist bereits einige Wochen alt. Es begann mit grauem, düsteren und regenreichen Wetter. Entsprechend mürrisch blicken viele Menschen drein, allerdings nicht zuletzt wegen der anhaltend prekären und allgegenwärtigen Entwicklungen in der Coronakrise.

Die aktuell steigenden Zahlen lassen Lockerungen kurzfristig nicht erwarten und wir sollten uns daher weiter in Geduld üben.

Nur so können wir weiterhin hoffen, dass das Infektionsgeschehen nicht zu weiteren Schulschließungen, Einschränkungen der Kita-Öffnungszeiten oder zur Überlastung des Gesundheitswesens führt.

Einigen Ungeduldigen mag diese Sichtweise als falsch erscheinen. Sie meinen, dass das komplette Ignorieren der Corona-Pandemie dazu führt, dass man ja dann auch keine Einschränkungen hinnehmen müsste. Manche glauben gar, mit marschartigen Spaziergängen durch die Straßen den Corona-Virus zu beseitigen.

Nach zwei Jahren Corona haben wir sicher alle nur noch den Wunsch, dass der Alptraum bald vorbei ist und unser Alltag sich wieder normalisiert. Doch wie kann das gehen? Über den Weg dahin gibt es unterschiedliche Auffassungen, das ist verständlich. Seit Monaten nimmt aber die Aggressivität in unserer Gesellschaft besorgniserregende Ausmaße an. Risse gehen dabei durch Familien, jahrelange Freundschaften zerbrechen und unverhohlene Feindschaft wird offen und im Netz ausgetragen.

Das dürfen wir nicht länger hinnehmen, wir müssen gegen die Spaltung der Gesellschaft angehen.

Die große Mehrheit unserer Bevölkerung hat erkannt, dass der Weg zu einem Ende von Lockdown, Schulschließungen und Ungewissheit über die Impfung führt. Diesen muss gezeigt werden,  dass die eigene Verhaltensweise richtig ist und die meisten diesen Weg unterstützen.

Es gibt eine Anzahl von Menschen, die einer Impfung als Weg aus der Corona-Pandemie skeptisch gegenüberstehen. Einige haben gute Gründe- wie Erkrankungen und Furcht vor Dauerschäden.

Manchen fehlt das Vertrauen in die Medizin und sie finden auf ihre Fragen keine Antwort. Diese müssen Hilfe bekommen, Zwang ist hier sicher nicht das geeignete Mittel. Eine Impfpflicht kann nur der allerletzte Weg sein, aber was passiert, wenn

  • Arbeitskräfte krank sind und dann
  • Kindergärten und Schulen geschlossen bleiben,
  • Strom- und Wasserwerke nicht mehr ausreichend besetzt sind,
  • Pflegekräfte und medizinisches Personal fehlen,…?

Ein Blick in den Norden - nach Dänemark und Norwegen - sagt uns: Eine hohe Impfquote führt zu einem Verzicht auf freiheitsraubende Coronamaßnahmen. Jeder der sich ohne guten Grund verweigert, verhindert dies. Das Allgemeinwohl muss hier im Vordergrund stehen.

Der Glaube an absurde Verschwörungstheorien und Thesen- die vor allem im Internet und den sozialen Medien verbreitet werden- kann dagegen keine Lösung sein.

Nicht verständlich ist ebenso, dass vernunftbegabte Bürgerinnen und Bürger lauten Minderheiten vom Rand unserer Gesellschaft hinterherlaufen und versuchen, mit Parolen gegen den demokratischen Staat und seine Vertreter die Corona-Pandemie wegzubrüllen.

Diese Mitmenschen müssen abgeholt und wieder zurück in die breite Gesellschaft geführt werden. Mit ihnen wollen wir reden und wieder Vertrauen aufbauen. Jetzt geht es um Dialog, nicht um Demagogie und Einschüchterung. Die schweigende Mehrheit ist aufgerufen, sich zu äußern, alle anderen zum Dialog.

Die Aufmärsche in der Manier der Ewiggestrigen verunsichern die Bevölkerung. Sie erinnern an dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte und nicht etwa an die friedliche Revolution, wie manche glauben.

Entschieden wenden wir uns gegen jene, die Angst und Furcht schüren, die mit Einschüchterung Andersdenkende mundtot machen und unsere demokratische Gesellschaft dauerhaft spalten wollen.

Deshalb sind am Sonntag Menschen aller Altersgruppen dem Aufruf der couragierten Jugendlichen aus unserer Region gefolgt und auf dem Gerstunger Markt zusammengekommen.

Eindrucksvoll demonstrierten sie  für Demokratie, Zusammenhalt und freiheitliche Werte,  gegen Hetze und Volksverdummung, um zu zeigen, dass es eine bürgerschaftliche Mehrheit gibt, die unsere Grundrechte vertritt, gegen Einschüchterungsversuche und gegen die Spaltung der Gesellschaft.

So zeigen gerade die jungen Leute deutlich: Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir dulden keine Hetze und Falschinformationen.

Ich appelliere an alle, den eigenen Verstand einzusetzen und sich mit offenen Augen umzuschauen und erinnere an all jene, die an oder auch nur mit dem Corona-Virus starben, die schwer erkrankt sind und dauerhafte Schäden davongetragen haben.

 

Ihre Bürgermeisterin

Sylvia Hartung